Audi B4 als Nichtschrauber vernünftig?

  • Hi,


    da hier im Forum jemand meinte, es wäre dumm als Nichtschrauber einen Audi 80 zu fahren interessiert mich Eure Meinung.


    Vor zwei Jahren habe ich einen ABT, Baujahr 93 von einem Rentner mit 109.000 km (jetzt 135.000) gekauft. Sehr gepflegtes Teil in sehr gutem Zustand mit neuer Kupplung, Zahnriemen bei 79.000 km, neuer Lichtmaschine, Batterie, Kaltlaufregler, neuen Reifen etc. für rund 2.000 Euro (ich weiß, viiiel zu teuer ; ) Neu ist an dem Auto Querlenker, Domlager, Bremsbeläge vorn, Achsmanschetten, Kühlerthermostat, Motorlager, Spurstangenkopf und der Kat.


    Ich mache an dem Teil einfache Sachen selbst wie Ölwechsel, mal die Hupe ausgetauscht da kaputt, Reifen und Ähnliches. "Größere" Sachen, die das Wohl des Autos oder gar die Sicherheit betreffen lasse ich in der Werkstat machen. Ich fahre ihn jeden Tag rund 50 km zur Arbeit und habe bislang rund 2.250 in Tüv und Reparaturen investiert.


    Meine Rechnung ist: Wenn ich mir jetzt z.B. einen Kleinwagen wie einen Fiesta mit ein wenig Ausstattung und PS als Jahreswagen für vielleicht 12.000 kaufen würde, hätte ich in ein paar Jahren auch Reparaturen, die nicht unbedingt günstiger sind. Der Unterhalt wäre günstiger, aber nicht bedeutend, da KLR. Ich käme auf 8 Jahre sicherlich mit Reparaturen auch auf 15.000, eher mehr. Mit dem Audi, wenn ich jedes Jahr 1.000 Euro in Reparaturen investieren würde, käme ich in 8 Jahren 12.000.


    Unabhängig davon finde ich den B 4 interessanter als einen modernen Kleinwagen ;)


    Sehe ich die finanzielle Seite richtig oder liege ich wirtschaftlich total daneben?

  • Ich denk wenn du bereit bist die anfallenden Reparaturen in einer Werkstatt machen zu lassen (wenn du eine kennst die sich mit dem „alten“ Wagen auskennt) dann dürfte der B4 nicht ungeeigneter sein als ein anderer Gebrauchtwagen. Soweit ich weiß is keiner der Audi 80 Modelle dafür bekannt übermäsig unzuverlässig und wartungsintensiv zu sein. Eher im Gegenteil. Allerdings muss ich auch sagen das ich mir mein Cabrio gekauft hab unter anderem um mal ein bischen das Schrauben zu lernen :) dafür eignen sich diese Autos (vielleicht als letzte Generation) eigentlich ganz gut

  • Hallo,


    also eigentlich streng genommen ist der Audi 80 für Nicht Schrauber geeigenter als ein neueres Auto...
    Wieso? Auch als Nicht Schrauber kannst du bei deinem Auto problemlos:
    -das Radio selber wechseln
    -die Räder selber wechseln
    -eine Türverkleidung oder Tacho selber wechseln
    -bei vorhandensein eines Standard Baumarkt Knarrenkansten kannst Du Luftfilter, Zündkerzen und Öl plus Filter selber wechseln.
    - nen abgefahrenen Außenspiegel wechseln
    -usw und sofort


    Das alles geht bei so nem 2018er Neuwagen nicht so ohne Weiteres. Egal welchen Neuwagen oder Jahreswagen du dir kaufst.
    Und selbst wenn man sich an so nen neues Auto ran traut um da was zu reparieren, geht nix über entsprechende Spezialwerkzeuge und original Werkstattunterlagen, damit man auch weiß welchen Plastik Nippel man als erstes durch welche Lasche ziehen muss, damit da nicht alle Plastikclipse bei Demontage auf einmal wegbrechen.
    Denkt mal drüber nach...


    Selbst wenn man alle anderen anspruchsvolleren Tätigkeiten bei einer Werkstatt erledigen lässt, bleibt der Audi 80 im Endeffekt das günstigere Unterfangen. Weil generell alle Verschleißteile viel günstiger sind und solche Arbeiten auch von jeder einfachen Hinterhof Werkstatt erledigt werden können.


    Zumindest meine Meinung...


    Mfg VWArchy

  • Also die Rechnung ist auch was "besonderes". Du vergleichst ein altes Auto mit einem fast alten Auto. Den Kleinwagen Fiesta mit einem B4 zu vergleichen, halte ich für ungeeignet.
    Wenn Du hingegen die angeführten Mängel beim Audi machen läßt, kannst du durchaus auch 2 oder 3 Jahre Ruhe haben.
    ... und mit einem Auto planen, über den Zeitraum von 8 Jahren, ist ohne Glaskugel eh sehr schwierig :)
    Entweder du kaufst dir einen Neuwagen und erhälst Garantie oder lässt den Audi reparieren.

  • Naja soooo kompliziert sind "neue" Autos auch nicht.

    Zitat

    das Radio selber wechseln

    Bei wirklich einfachen Autos geht das mit einer passenden Blende eigentlich immernoch, nur bei Fahrzeugen bei denen das Radio alle möglichen Zusatzdinge macht wie Rückfahrwarner, Anzeige der Klimaeinstellungen etc. ist es ein Problem. Allerdings sind diese Radios normalerweise so gut, dass du durch ein Nachrüstradio nichts verbesserst.


    Zitat

    die Räder selber wechseln

    Hat sich eigentlich nix geändert. Die Reifendruckkontrolle ist in 80% der Fälle mit einem Blick in die Betriebsanleitung des Autos erledigt. Kurz durch den Bordcomputer hangeln, RDKS zurücksetzen, fertig. Bei Fahrzeugen mit aktiven Sensoren geht es oft auch von alleine, wenn nicht, kurz bei ner Werkstatt anlernen lassen.


    Zitat

    eine Türverkleidung oder Tacho selber wechseln

    Tacho kann haarig werden, geht aber normal nicht kaputt, erst recht wenn keine Glühbirne mehr drin ist.
    Türverkleidung: Ja, das leidige Thema Clips. In meiner Werkstatt haben wir ein recht gut gefülltes Regal mit den gängigsten Clips, als Privatmensch kuckt man halt schnell im Internet oder geht zum Freundlichen und kauft sich ne Handvoll Clips für 5€. Ich habs aber eigentlich noch nicht erlebt dass man zwingend alle Clips erneuern muss. Und selbst wenn einer doch kaputt gehen sollte: Davon fällt die Türverkleidung nicht ab. Bevor man anfängt, kuckt man im Internet wo sich überall Schrauben verstecken und wie die Verkleidung abgeht, ist bei jedem Auto verschieden.


    Zitat

    bei vorhandensein eines Standard Baumarkt Knarrenkansten kannst Du Luftfilter, Zündkerzen und Öl plus Filter selber wechseln.

    Daran hat sich ebenfalls eigentlich nix geändert. Man muss zwar mal an der Motorabdeckung rupfen und ein paar Schrauben mehr lösen, aber nix dramatisches. Bei den Innenraumflitern vom Hersteller Mann sind sogar immer bebilderte Anleitungen dabei, wie man ihn einbaut. Bei manchen Autos muss dazu das Handschuhfach raus, ist aber auch kein Hexenwerk. Ölwechsel kommt drauf an. Bei den allermeisten Autos aus dem VW-Konzern ist es ganz easy, BMW eigentlich auch, Mercedes Modellabhängig, die meisten anderen: Bremsenreiniger, Gummihandschuhe, Lappen und Schimpfwortwörterbuch bereithalten. Serviceintervall zurücksetzen geht bei manchen Autos manuell über den Bordcomputer, im Zweifel einfach zur nächsten Werkstatt fahren und zurücksetzen lassen. Zündkerzen geht auch gut, nur bei manchen BMWs (afaik die Direkteinspritzer) braucht man ne 12kant-Kerzennuss mit eingebautem Gelenk, weil das Loch im Kopf ebenfalls nen "Knick" hat.


    Zitat

    nen abgefahrenen Außenspiegel wechseln

    Ist halt allgemein teurer weil je nach Modell und Ausstattung Blinker, Beleuchtung, Schwenkmotor etc. mitgetauscht werden muss und halt paar mehr Kabel dran sind. Bei VW braucht man vielleicht mal ne Vielzahnnuss, aber viele Läden haben so viele davon dass sie sie verkaufen müssen.


    TLDR: Mit zwei linken Händen kommst an nem Audi 80 auch nicht weit.

  • Ich fahre im Jahr ca. 50.000 Kilometer, verteilt auf 2 Audi 80 B4.
    Da ich nebenher vieles an meinen Autos mache in der Werkstatt eines Freundes und auch an anderen Autos mitschraube, habe ich auch regelmäßig mit neuen Autos zu tun.
    Daher mein Fazit, ein altes Auto, im speziellen der Audi 80 lohnt sich bereits, wenn du wie beschrieben die normalen Wartungsarbeiten (Kerzen, Öl, evtl Bremsen, paar Riemen, Kühler usw. selbst machen kannst)..
    Aber es fallen eben auch ab und an paar Dinge an, die einiges aufwendiger und vielleicht von der Werkstatt gemacht werden müssen. (Kupplung, Zahnriemen, Fahrwerk..), dann wird man immer im Kopf rechnen, ob es sich lohnt, da die Reparatur schnell paar Hunderter kostet.


    Bei neueren Autos kann man auch einiges selbst machen, meist brauchst du jedoch die Möglichkeit den Fehlerspeicher auszulesen, denn wenn du nicht weißt was er hat, kannst auch schlecht was tauschen.
    Und ja, man braucht bei neueren Autos mehr an speziellen Werkzeugen, Vielzahn, Abziehern, Federspanner..., also kaufen oder jemand kennen, der so etwas hat. :)


    Wer zwei linke Hände hat, zum Birnenwechsel in die Werkstatt fährt, oder seine Räder nicht selbst wechseln kann, dem rate ich zu einem Neufahrzeug mit Garantie und dem turnusmäßigen Austausch selbigen alle 3 -5 Jahre, denn länger halten diese Kisten auch nicht durch. :thumbup:

  • Zahnriemen und Fahrwerk beim 80er ist wenn man sauber arbeiten kann nun auch kein wirkliches Problem.


    Kupplung ist hässlich weil das Getriebe schwer ist. Da empfiehlt sich die Selbstschrauberwerkstatt mit einem Getriebeheber.


    Die eigentliche Arbeite ist dann wieder nicht schwer. Nur halt zeitaufwendig. Ich würde gleich alle erreichbaren Simmeringe neu machen. Die kosten nicht viel und dann ist das Getriebe und der Motor Getriebeseitig dicht. Nächstes Thema.


    Wirklich teuer ist am 80er nix. Und man kann eigentlich mehr oder minder alles mit den frei im Netz verfügbaren Informationen selber machen.


    Vorausgesetzt man ließt und versteht das gelesene. Ich hab meine B3 nun Seit fast 7 Jahren und hab sogar schon miese Kabelprobleme gehabt die nicht wirklich gut zu diagnostizieren waren.


    Von daher ist ein B3 ein nette Alltagsauto ohne umklappbare Rückbank mit dem ich auch schon in Kroatien am ... der Welt war.


    MfG


    BB

  • Also ich persönlich sehe da nicht so das Problem... Wenn man mal guckt, das z.B. der Kopfdichtungswechsel im Buch "so wird's gemacht" in gefühlt 87 Schritten beschrieben ist... Das bekommt selbst ein gelernte Dachdecker hin :lol: Klar brauch man für das eine oder andere Spezialwerkzeug, aber das gibt's doch auch für ein Apfel und en Ei.


    Gruß

  • Und man lernt ja aus der Sache...Ich hab ich auch reingearbeitet und mach mittlerweile alles selbst, gar einen neuen Motor hab ich gebaut...Mit genug Interesse und Sachverstand bekommt man einen Audi 80 in den Griff...

  • Auch wenn man mangels Zeit und Gelegenheit nur wenig selbst machen kann - die alten Audis sind zumindest in der 90 PS Version sehr freundlich zu den Schraubern. Ich habe meinen 1.8 quattro im Dezember mit 105000 Kilometern gekauft (der war technisch deutlich vernachlässigter als ich es dachte und er aussah) und habe ihn jetzt mit einer freien Werkstatt ziemlich komplett überarbeiten lassen.


    Der Motor läuft absolut sauber, Getriebe, Differential und Wellen sind symptomlos, Bremsen sind überholt, Kühlung mit Kühler, Thermostat, Wasserpumpe und allen Sensoren ist auch komplett gemacht. Die Einspritzanlage hat ein wenig Geduld gebraucht, Kopf, Ventile und Krümmer sind auch schon durch. Lichtmaschine ist eine neue drin. Innenraum war sehr gut und wird nicht mehr viel kosten (ich schätze 1000 Euro) und den Lack kann man auch noch eine Weile lassen. Wenn man die Motorhaube wegen der Steinschläge noch neu lackieren läßt, gehen weitere 300 Euro drauf.


    Aktuell stehen die Investitionen mit Kauf und allen Arbeiten (mit neuen Winter- und Sommerrreifen auf originalen Alus) bei 7700 Euro, wenn die zwei Sachen noch gemacht werden, landen wir bei 9000 Euro - also einem annehmbaren Preis für einen Oldtimer in einem 2- Zustand, den man problemlos als "daily driver" nutzen kann! Und der Allradantrieb des alten B3 überzeugt mich auf Eis und Schnee mehr als der in einem neuen A4, bei dem man mehr Einflüße merkt.


    Beste Grüße
    Hannes


    PS: Airbag hat das Teil nicht - brauche ich auch nicht bei meiner Fahrweise. Und wenn mal was verrutscht - das ABS funktioniert prima im Zusammenspiel mit dem Allrad!

  • Die 90-PSer sind zum schrauben einfach.



    Die Frage ist doch:
    Ist man Nichtschrauber, aber würde gerne dazu werden?
    => Dann ist der B4 gut.


    Ist man Nichtschrauber, und will auch wirklich nichts damit zu tun haben?
    => Dann würde mich mir das gut überlegen, weil Arbeitszeit nunmal richtig teuer ist.


    Ist man eine Mischform (wie der TE), dann ists Abhängig vom Glüc.




    Wenn man einen guten Wagen ohne Rep. Stau bekommt, dann kann man generell gut unterwegs sein damit. 95% aller mittlererweile noch verfügbaren Wagen der Baureihe sind aber absolut unrettbare Leichen, oder zumindest Autos, die viel Liebe bei der Beseitigung der kumulierten Mängel brauchen.
    Und sowas kannst du in Fremdleistung (ziemlich) vergessen, vor allem, wenns wirtschaftlich sein soll (sofern es sich jetzt um keinen S2, Quattro Coupe etc. handelt, wo man wirklich einen Gegenwert auch am Papier hat).




    PS:
    Mein NG B4 hat jetzt knappe 400.000 und bekommt von mir relativ (leider, wegen Zeitmangel) wenig Liebe (wobei, wenn ich was mach, dann mach ich es so, dass es für die EWigkeit hält).
    Ich fahr das Auto gerne, und hab auch keine Angst, damit irgendwo liegen zu bleiben.


    Gibt genug Leute die dir erzählen "aber so ein altes Auto... ich bin ja aufs Auto angewiesen, so ein altes Auto ist doch nicht zuverlässig...".
    Wenn ich mir ein Auto aussuchen müsste, wenn mein Leben vom Liegenbleiben abhänge, dann würde ich meinen B4 nehmen (im Ernst jetzt).


    Unsere Firmen-VAGs sind zwar recht selten in der Werkstatt (alle sehr neu), aber immer noch öfter als mein B4. So what.

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