Differential: Wellendichtinge und Lager

  • Ihr habt prinzipiell recht, es gibt Sachen, die man wissen MUSS ( woher auch immer, Literatur, Leute, die es SICHER wissen) und es gibt das Potential, großen Schaden zu machen. Das ist das Risiko, was man eingeht, wenn man sich das Geld für Fachleute und Werkstätten sparen möchte/muss.


    Wenns kaputt ist, kann man das immer wegschmeißen. Aber ob es noch Ersatz gibt, ist bei unseren Fahrzeugen fraglich. Vorallem bei recht seltenen Teilen. Und ein B3 Automat ist schon recht selten.


    Fachwerkstatt ist schwierig. Ja. Eine Fachwerkstatt, die sauber ein Automatikgetriebe instandsetzen, ist mir nicht bekannt. Maximal der "Getriebe-Doc". Ich denke, auch aus Ermangelung an richtigen Fachleuten ist man stellenweise gezwungen, sich selbst zu kümmern. Oder man gibt das Auto auf.


    Mein Motto ist aber: Kaputt ist, was nicht repariert wird!


    Ich habe meine Aussage eher allgemein gehalten mit dem Drauf losschrauben. Mit einem Getriebe sollte man das wirklich nur machen, wenn schon geübter Schrauber ist und sich mit der Technik halbwegs auskennt. Ein Reparaturleitfaden ist immer hilfreich, aber es ist nur ein Leitfaden. Beim Getriebe ist das sicher sehr hilfreich, vllt auch unabdingbar. Oft gehts auch anders, dazu muss man Hirnschmalz beisteuern. Das beste Beispiel ist das ziehen der Flanschwellen, die allen Audi 80 Getrieben, mit Ausnahme 6Gang 01E-Getriebe, gesteckt und nicht geschraubt sind. Im Rep-Leitfaden steht, man soll das Spezialwerkzeug XY verwenden, man kann aber auch ein Holz zwischen legen und mittels den Gewinden der Flanschwelle selbst die Welle heraus-"schrauben". Sowas meine ich.


    Ich für meine Teil fahre ein 01E-Getriebe aus dem Passat 3BG 4-Motion. Da ist die Flanschwelle mit einer Schraube gesichert. Die lösen, dann kommt die Welle heraus. Die Lagerung erfolgt über ein Kegelrollenlager und Einstellen muss man (nach Lagerwechsel vmtl.) das Flankenspiel zwischen Tellerrad und Kegelrad. Das macht man mit Ausgleichsscheiben. Wie man das Flankenspiel misst, muss ich aber selbst nachlesen.


    https://volkswagen.7zap.com/de…pa/2003-404/4/409-409025/


    Und BTW: Ich bin Medizintechnik-Ingenieur. Alles, was ums Schrauben und "produzieren" geht, hab ich mir selbst beigebracht, weil es aus Job und Hobby wenige Überschneidungen gibt :)

  • Da das Thema ansich ja "durch" ist, allenfalls noch eine Erfolgsmeldung / ein Erfahrungsbeitrag (oder, was ich dem TE nicht wünsche, "Problemmeldungen" während der Reparatur) folgt (hoffentlich!), erlaube ich mir auch noch einen OT-Beitrag:


    Dein aktueller Beitrag klingt doch um ein vielfaches "versöhnlicher" als der Beitrag davor. ;)
    Und ja - da kann ich in allen Punkten zustimmen.
    Ich arbeite auch nicht streng nach RLF (Zahnriemenwechsel z.B. geht bei V6 auch ohne die Nockenwellenräder zu lösen und man spart sich neben dem zusätzlichen Arbeitsaufwand auch das Geld für neue Nockenwellenschrauben)
    Und an manchen Stellen stimmt er auch schon mal nicht. Aktuelles Beispiel:


    Lt. RLF V6 soll beim Zahnriemenwechsel oder - wie aktuell bei mir - zum Einstellen des Drehzahlgebers der Motor auf Markierung Zünd-OT Zyl. 1 gestellt (Markierung auf der Riemenscheibe), die "Blockierschraube" in die KW eingeschraubt und zum Zahnriemenwechsel das "Lineal" auf die Nockenwellenräder (große Bohrungen liegen sich gegenüber) gelegt werden. So weit so gut, passt alles.
    Da ich aber auch die Ventildeckel gerade unten habe, sehe ich, dass das Auslassventil Zyl. 1 voll geöffnet ist. Stattdessen ist Zyl. 3 auf Zünd-OT!
    HÄÄÄÄÄH? Was stimmt denn da nicht? Gedanken, die man sich nicht macht, wenn man stur das "Programm" nach RLF "abspult", weil man so "gar keine Ahnung" hat und/oder die Ventildeckel i.d.R. dabei nicht demontiert sind.
    Ewig überlegt: "Nockenwellenräder von einem der neun Vorbesitzer falsch montiert?" "Geht das überhaupt?" "Aber wie konnte er dann vorher gut laufen?" "Wie werden normalerweise die Zylinder durchnummeriert?" ....
    Die Lösung war "ganz einfach" und steht in der "Fachliteratur" (SSP zum V6 und zur MPI), die ich immer noch und immer wieder mal "zu Rate" ziehe. Nur war mir der hier entscheidende Punkt bisher nie aufgefallen:


    Zitat

    Zahnriemeneinstellung
    Die Nockenwellen werden zur exakten Einstellung zueinander und zum Zünd-OT des dritten Zylinders mit dem neuen Einstellwerkzeug 3243 fixiert.


    Der Bezugszylinder für die elektronische Motorsteuerung MPI ist ebenfalls der dritte Zylinder (siehe SSP 130 "MPI im Audi V6-Motor")


    Das "Schrauben" habe ich von meinem Vater gelernt (Auto-Schlosser!) und einem Freund (und Hobby-Rennfahrer), der in einer freien Werkstatt gelernt hat. Und bei den Inspektionen meiner Neufahrzeuge (wegen der Garantie) oder Reparaturen (weil ich das Spezialwerkzeug nicht hatte) durfte ich immer in der Werkstatt zusehen und konnte mir Dinge, die ich noch nicht wusste oder kannte, erklären lassen. Ab Anfang der 90er hatte ich dafür aber keine Zeit (und auch keine Lust) mehr. Als ich vor ein paar Jahren wieder angefangen habe, als Hobby selbst zu schrauben, war ich auf dem Kenntnisstand Ende der 80er. Ich habe im Golf 4 die Zündspule gesucht, weil ich kombinierte Zündkerzensteck mit Zündspule gar nicht kannte. Aber wir haben heutzutage durch das WWW so viele Möglichkeiten (Selbststudienprogramme, originale Werkstatt-RLF, Online-ET-Kataloge ....), an das notwendige Wissen zu kommen, die es früher nicht gab. Man muss nur wollen. Nur Foren und YT sind nicht "die" Lösung aller Probleme, sie können allenfalls unterstützen. Die weitverbreitete Meinung scheint aber zu sein, dass Foren und YT "die" Lösung sind - Grund- oder Fachkenntnisse und den gesunden Menschenverstand braucht es nicht mehr. Und richtig lesen, was andere schreiben, ist auch kaum noch "angesagt".
    :rolleyes:
    Abschreckendes Beispiel ist aktuell für mich dieser Thread. Da scheint es an allem zu fehlen. Ich muss doch erkennen (wenn ich es selbst machen will), ob ein Verteiler richtig herum eingebaut ist, wissen, dass es pro Arbeitstakt zwei KW-Umdrehungen und deswegen zwei mal OT pro Zylinder gibt. Oder sehe ich das "zu eng"? Stattdessen unzählige Foto's, auf denen entweder nichts oder kein Zusammenhang zu erkennen ist.
    Egal - nicht (mehr) meine Baustelle. :D


    Und nein - ich verfüge auch nicht über alle in den RLF gegnannten Spezialwerkzeuge und "bastel" mir das eine oder andere selbst. Das setzt aber voraus, dass man eine Vorstellung haben muss, wie es "planmäßig" gemacht werden soll. Bestes Beispiel sind doch diverse Verkleidungen. Hinterher weiß man, wie es richtig gegangen wäre - ohne etwas kaputt zu machen.
    :D
    Mit den richtigen Originalwerkzeugen geht es i.d.R. auch deutlich einfacher und schneller. Beispiel die Lager im Aggregateträger. Mit dem richtigen Werkzeug sind die (aus eigener Erfahrung) in ein paar Minuten raus. Ohne - so habe ich gelesen - wird da oft stundenlang "rumgedrehmelt". Aber wenn ich nichts passendes habe, ist das eben so.


    Zum Ausbau der Flanschwellen beim "normalen" Schaltgetriebe 012 braucht man auch kein Spezialwerkzeug. Da soll man lt. RLF Montierhebel zum Schutz unterlegen. Da geht natürlich auch ein passenden Stück Holz oder ein Flacheisen. Aber man sollte wissen, dass man besser was unterlegt.
    Beim Automatikgetriebe 097 ist links auch eine Befestigungsschraube, der Ausbau also "easy". Rechts dagegen weniger easy, zum Ausbau braucht es einen "Abzieher", zum Einbau eine "Aufdrückvorrichtung".


    Niemand hat sich hingestellt "nach dem Motto "Guck hier, kannste eh nicht"" - aber wenn man nach den Beiträgen den Eindruck hat, dass die geplanten Arbeiten die Fähigkeiten und Kenntnisse des TE übersteigen, sollte man auch "warnen" (dürfen). Was der TE daraus macht, ist letztlich seine Sache.
    Achja - zur "Fachliteratur" zähle ich neben den (richtigen!) Stromlaufplänen auch die Ersatzteilkataloge, auch wenn die nicht immer - wie oft fälschlischerweise angenommen wird - ein exaktes Abbild der Realität darstellen. Sie zeigen aber, welche Teile verbaut sind / benötigt werden.
    Und die richtige "Bedienung" der Kataloge gehört für mich zum "Fachwissen". ;)


    Genug (zu-)getextet: Aber auch hier gilt (für mich): "Jeder Jeck iss anders" oder, wie der "Alte Fritz" schon sagte: „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden
    :P

    Die einen kennen mich, die anderen können mich ... :)

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